Suchend, mit schief gelegtem Kopf scanne ich die Buchtitel im Bücherschrank des Seminarhauses. Ich suche etwas zur Entspannung. Meine Augen bleiben an einem Titel hängen, der gar nicht entspannend klingt: Ich will leben – Die Geschichte eines Mannes, der durch die Hölle ging.
Ich weiß nicht, was mich veranlasste, das Buch mitzunehmen. Waren es die ersten Zeilen, die mich in die Befreiung des Konzentrationslagers versetzten, das bildliche Miterleben, wie jemand Oscar Magnussen an der Schulter rüttelt und sagt: “Norweger, Sie müssen aufwachen. Hören Sie, Norweger …”
Das Cover des Buches, wo mir skelettartige Figuren entgegenblicken, war es sicher nicht.
Nein, es war das spannende positive Ende, das mir half, die Geschichte des Norwegers Oscar Magnusson auszuhalten. Im 2. Weltkrieg gehörte er dem norwegischen Widerstand an. Er wurde von den Nazis gefasst, immer wieder gefoltert und erlebte eine Irrfahrt durch Gefängnisse und Konzentrationslager.
Immer wieder legte ich das Buch weg und fragte mich, wie man solche Unmenschlichkeit, soviel Schmerz, Ohnmacht, entfesselte Bosheit, und eine immer noch größere Steigerung an Gewalt und Leid aushalten kann.
Doch ich wollte das Ende wissen. Ich wollte wissen: Wie hat er überlebt!?
Was hat ihm geholfen!? Und so las ich weiter und sammelte innerlich alle Hinweise.
Eines Abends kam ich zu folgenden Worten, die mich tief beeindrucken:
„Am Anfang schafften sie es, mich zu demütigen. Ich sah mich selbst mit ihren Augen,sah den Menschen, zu dem sie mich machen wollten, und ich fühlte mich elend und wertlos.Eine Zeitlang beschäftigte ich mit gefährlichen Gedanken. Und dann war Schluss mit der Demütigung.Eines Tages erwachte in mir ein neues Bewusstsein. Ich sagte mir, das Ungeziefer, die Elenden, die Verdammten – das waren ja sie!Ich wusste, dass meine Plagegeister der Bodensatz der europäischen Zivilisation waren.Sie demütigten mich danach nie mehr, das kann ich versichern.“
(Magnusson Oscar, Ich will leben, S. 182, R. Brockhaus Verlag Wuppertal)
Wow. Ich schüttelte den Kopf, staunte. Da hat es jemand geschafft, seine Würde und seinen Wert nicht von dem abhängig zu machen, wie andere sich ihm gegenüber verhielten. Welch Größe. Welch Freiheit. Welch Gnade.
Da wusste jemand plötzlich ganz tief um seine Würde und beschloss, sie sich nicht rauben zu lassen.
Er wusste, wer er war und was er wollte. Nämlich leben, nach Hause zu seiner Frau kommen und für die Frauen und Kinder seiner gestorbenen Kameraden sorgen. Und er wusste, wofür er bereit war sein Leben zu geben, dem Schutz des norwegischen Widerstandes.
Und dann spürte ich Sehnsucht.
Sehnsucht auch diese Größe, diese Freiheit, diese Unabhängigkeit zu haben,
meine Würde zu spüren,
> unabhängig von den Umständen,
> egal, was andere sagen oder denken,
> egal, wie sich sich gegenüber mir verhalten,
> egal, ob sie mich und meine Grenzen achten oder nicht.
Wie geht das?
- Wie können wir um unsere Würde wissen, unabhängig davon, wie sich andere uns gegenüber verhalten?
- Und habe ich dieses tiefe Wissen um meine Würde dann „für immer“ oder ist das “Nicht-Spüren meiner Würde” eine Einladung, mir diese wieder bewusst zu machen?
- Wie kommt das, das manche Menschen ganz tief um diese Würde in sich wissen und andere Menschen ganz stark die Bestätigung dieser Würde in den Umständen suchen?
Was denken Sie?
Mir hilft seit einigen Jahren bei dieser Frage, das Modell vom Dreifachen Herzen.
Ein amerikanisches Seelsorge-Ehepaar hat dieses tiefe Wissen, dass seit Jahrhunderten in der christlichen Spiritualität als der „Raum wo Gott in uns wohnt“ oder als „Raum, wo wir nicht verletzt werden können“ bezeichnet wird,
so weitergegeben:
In jedem von uns, gibt es
- einen unverletzten Kern, wo wir wissen, wer wir sind, was wir können & brauchen & wo wir Gott vertrauen können
- einen verletzten Bereich
- & einen Bereich, der Schutzmechanismen entwickelte, um sich gegen weitere Verletzungen zu schützen.
Im unverletzten Herzen oder Kern befinden wir uns, wenn wir Freude, Glück, Stolz und Wert empfinden.
Ihren unverletzten Kern zu finden, geht ganz leicht.
- Denken Sie einfach an ein Ereignis, wo sie total glücklich waren oder stolz oder zufrieden. Dann sind Sie im unverletzten Kern.
- Eine weitere Möglichkeit ist das Sammeln & Aufschreiben ihrer Berufungshinweise. Wie das geht, zeigt mein Buch “Meine Berufung entdecken & leben”. (Weitere Infos hier)
Doch zurück zu der Freude, dem Glück oder dem Stolz auf eine Leistung.
Wenn als Nächstes eine innere Stimme kommt,
- die das Schöne oder Ihre Kompetenzen abwertet
- „Aber ….“, sagt
- und wir dann z.B. mit
> Perfektionismus > Es allen Recht machen wollen
> Lethargie > Härte
> Aufschieberitis > Rückzug
> Aggression > mehr Leistung, …
reagieren,
dann sind wir im Bereich der Schutzmechanismen.
Vielleicht will das „ABER … und Ihr Schutzmechanismus Sie vor Enttäuschung schützen, „doch nicht zu genügen“, „doch nicht liebenswert zu sein“, “doch nicht …“
Wenn wir denken,
- „das schaffe ich nicht“,
- „meine Grenzen werden sowieso nicht geachtet“,
- „ich gehöre nicht dazu“, …, dann sind wir im verletzten Bereich unseres Herzens.
Noch schneller wie unsere Gedanken, sagen es uns, unsere Gefühle, wenn wir uns im verletzten Herzbereich befinden. Denn in diesem Bereich spüren wir Schmerz, Angst oder Scham.
Oft rufen aktuelle Erlebnisse alte Erinnerungen hervor, wo wir verletzt wurden.
Da braucht nur jemand „Nein“ sagen auf eine Bitte von uns oder uns nicht wahrnehmen und schon fühlen wir uns in unseren Bedürfnissen übergangen oder ignoriert.
Vielleicht geht es Ihnen wie mir?
Lange Zeit dachte ich: “Es gibt keinen Raum, wo ich unverletzt bin.”
Denn immer spürte ich auch Verletzungen und Schmerzen. Das Problem war, ich nahm mein Herz als 1 Herz mit NUR EINER KAMMER wahr.
Als ich das Bild vom 3 fachen Herzen kennenlernte, begriff ich, wie christliche Mystiker oder bekannte Leute wie Anselm Grün Mut machen können, im unverletzten Raum der Seele Zuflucht zu suchen.
Ja, es gibt wirklich in uns einen unverletzten Raum.
Geht es nun darum, nur noch im unverletzten Raum zu sein?
Nein, Gott liebt unser gesamtes Herz – alle 3 Bereiche.
Und weil er es annimmt und Hilfestellungen für alle 3 Bereiche hat, dürfen auch wir es annehmen.
Wenn Sie gerne Ihr unverletztes Herz kennenlernen wollen und erleben möchten, wie Gott ihr 3 faches Herz liebt und heilt, lade ich Sie ein, zu eines der folgenden Seminare:
- Grenzen sind Chancen – HSP annehmen & aufblühen (CH, D)
- Vom Geschenk DU SELBST zu sein – Selbstwertentwicklung & Berufungsfindung (CH,D)
D = Seminarort in Deutschland CH = Seminarort in der Schweiz
Folgende Möglichkeit Ihr 3-faches Herz und Gottes Hilfen kennen zu lernen, bietet sich Ihnen ganz aktuell:
Grenzen sind Chancen – Hochsensibilität annehmen & aufblühen
26. – 30.07.2017
in Graubünden, CH
Den Flyer finden Sie hier
Mehr Infos hier
Was ist Ihre Erfahrung:
Wann wissen Sie um Ihre Würde, Ihren Wert, unabhängig von den Umständen?
Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihr unverletztes Herz entdecken.
Gerne helfe ich Ihnen dabei.
Andrea Kreuzer