Dem Glück auf der Spur – Teil 2

Wann sind Sie glücklich? Wenn Ihnen jemand hilft oder etwas schenkt, das ihr Herz berührt? Wenn Sie gelobt oder wahrgenommen werden? Wenn Sie alle Punkte Ihrer to-Do-Liste erledigen können? Wenn Sie Disziplin bewiesen und das umsetzten, was Sie sich vorgenommen haben: eine unangenehme Aufgabe angingen und vollendeten? sich etwas Schönes gönnten? Sport trieben? Gemeinschaft, Verstehen, Schönheit  …  erlebten? Ihr Idealgewicht haben?

Sind Sie auch jemand, der dann glücklich ist, wenn Sie… mit sich zufrieden sind? …ihrem Idealbild entsprechen? …die Dinge laufen, wie Sie es sich wünschen?

Darf ich Ihnen eine zweite Frage stellen?
Wann sind Sie unglücklich oder traurig?
Also ich bin unglücklich, wenn ich wie heute aufwache und keine Kraft habe. Noch unglücklicher bin ich, wenn meine Schwäche so stark ist, dass ich andere um Hilfe bitten muss. Denn dann schäme ich mich. Ich schäme mich, dass ich etwas nicht schaffe oder kann, was andere locker hinkriegen. So wie letztens.

Da leitete ich ein Seminar in der Schweiz hoch über dem Thunersee, bzw. ich wollte es leiten. Doch dann kam die Schwäche. Drei Tage vorher musste ich feststellen, dass ich die weite Fahrt mit dem Auto einfach nicht schaffen werde. Die einzige Alternative, die mir blieb, war kurzfristig mit dem Zug zu fahren. Doch die Konsequenz war: ich konnte einige Sachen nicht mitbringen und musste nun das Haus bitten, diese Dinge zu besorgen.

Das zu schreiben, war peinlich und unangenehm. Doch noch peinlicher war mir, die Mitarbeiter um Gebetsunterstützung zu bitten. Denn ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich das Seminar, auch wenn ich mit Zug anreisen würde, halten konnte. Denn genau zehn Tage vorher hatte ich etwas erlebt, dass mir einen Riesen Schrecken eingejagt hatte.

Auf einem 1695 Meter hohen Berg, den ich bestimmt schon 20 x bestiegen und dessen Wege und Aussichten ich immer von Herzen genossen hatte, bekam ich plötzlich Schwindel und als Folge davon Höhenangst. Und zwar in einer Art, die nicht lustig war. Hätte ich keine Ausbildung und Selbsterfahrung in Traumapädagogik, ich hätte das nicht gepackt. Also wendete ich eine Technik nach der anderen an, um mich abzulenken und wieder ins “sichere Tal” zu kommen, wo keine “bedrohliche Tiefblicke”, meine Knie weich werden ließen oder “Felsmassive” unangenehme nicht nach zu vollziehende Angstgefühle und einen rasenden Puls in mir auslösten.

Doch der Schreck sass tief. Was, wenn dieser Schwindel und diese irrationale überwältigende Angst auch an meinem Seminarort hoch über den Thunersee auftauchen würden? Das Haus lag “steil” am Hang mit einem wunderbaren Blick auf den 600 m tiefer gelegenen See. Was, wenn ich diese Tiefe als bedrohlich empfinden würde? Was, wenn ich die majestätischen schneebedeckten Viertausender als Angst einflössende Fels- & Eisriesen erleben würde?
Denn eines wusste ich von Höhenangst-Attacken. Auch wenn ich eine kritische Zeit überwinden kann, gut geht es mir erst wieder im Tal. Erst dann fühlt sich mein neutronenschießender Mandelkern (=Alarmglocke im Gehirn) wieder sicher.

Ich hatte zwar schon meinen Freundeskreis aktiviert dafür zu beten. Doch die Angst vor der Angst war nicht verschwunden. Im Gegenteil von Tag zu Tag türmte sie sich mehr in die Höhe. Dabei war mir klar, dass das Ganze Anfechtung war. Es war typisch, dass vor diesem Grenzen-Annehmen-Seminar ich mit eigenen ungeliebten Grenzen und Schwächen in Berührung kam. Also entschloss ich mich, die Mitarbeiter des Hauses um Gebetsunterstützung zu bitten. DAS hat mir echt Überwindung gekostet. Denn eine “warnende Stimme” in mir sagte: Was, wenn die denken: Die Frau tickt nicht richtig. Wie soll jemand mit solch einer irrationalen Angst leiten können? Die soll selber erst mal gesund werden! …

Sind Sie auch jemand, der dann glücklich ist, wenn Sie… mit sich zufrieden sind? …ihrem Idealbild entsprechen? …die Dinge laufen, wie Sie es sich wünschen?

Nun ich entschied der Zu-Sich-Steherin und der Erfahrenen zu glauben und bat das Haus-Team um Gebetsunterstützung wegen meiner gerade unerklärlichen Höhenangst. Interessanterweise hörte kurz nach dem Absenden meines Mails meine “Angst vor der Angst” auf. Und die Angst “unten durch zu sein” zerstreute sich, als ich einen Tag später die knappe Antwort las: Die Sachen versuchen wir zu besorgen. Wir beten für dich. Herzliche Grüße …
Wow! Soviel zu meiner Angst “unten durch zu sein.” 

 

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte?
Um mit Ihnen zu überlegen: Was macht uns wirklich unglücklich und traurig?
Ist es wirklich die Schwäche, die Angst vor Ablehnung, das Nicht-so-Sein, WIE WIR GERNE WÄREN, die Angst nicht zu genügen, … die uns unglücklich machen?

 

Ja, ich bin schnell traurig, wenn ich mit einer Schwäche konfrontiert bin, bei der ich Angst habe, die anderen lehnen mich ab.

Noch unglücklicher bin ich, wenn ich denke: “Meine Schwäche, meine Angst, meine Scham darüber darf nicht sein! Du darfst sie nicht zeigen. Wenn du um Hilfe bittest, werden andere dich verachten oder genervt die Augen rollen.”

Glücklich dagegen bin ich, wenn ich zu meiner Schwäche stehe. Immer wieder erlebe ich:
Zu meiner Schwäche stehen für mich Glück.

 

Wie geht es Ihnen, wenn Sie zu Ihrer Schwäche stehen?

Wussten Sie, dass in der Bibel das Annehmen der eigenen Schwäche als Weg zum Glücklichsein geschildert wird?

Jesus sagt z.B.:

Glücklich, mehr noch: selig sind, die arm sind vor Gott und nicht meinen,
SELBST stark GENUG zu sein, ohne ihn.

Glücklich, die Gottes Barmherzigkeit brauchen und alles von seiner Liebe erwarten, denn Gott liebt sie und macht sie reich und tut ihnen die Tür auf zu seinem Reich.
(Matth. 5. 1 – 3, nach Jörg Zink)

Eugene Peterson übersetzt in seinem unglaublichen Gespür für Sprache, diesen Text von Matthäus 5 wie folgt:

Glücklich kannst du sein, wenn du mit deinem Latein am Ende bist und nicht weiter weist.
Mit weniger von dir, geschieht mehr von Gott und seiner Art zu regieren ….

Glücklich bist du, wenn du mit dir zufrieden bist, so wie du bist, nicht mehr und nicht weniger.
Dann bist du stolzer Besitzer von …

Doch soll der Glaube uns nicht stark machen?
Hören wir nicht ständig auch in der Bibel Appelle, wie: Sei stark, sei mutig, … fürchte dich nicht!
Wie z.B. in Josua 1, 9.
Der Theologe Hans-Joachim Eckstein bringt genau diese Frage wunderbar auf den Punkt:

Wir erwarten von unseren Glauben, dass er wächst und uns unendlich groß und stark werden lässt.

Dabei liegt die Stärke des Glaubens gerade darin, dass er uns zunehmend mit unserer eigenen Schwachheit versöhnt und uns die Kraft unseres Gottes und die Größe seiner Liebe überwältigend vor Augen stellt.

Wie aber kann diese Versöhnung praktisch aussehen?
Hier drei Ideen:

  • Machen Sie sich bewusst: Welche Schwäche haben Sie schon annehmen können? Was hat Ihnen dabei geholfen?
  • Sprechen Sie sich folgende tiefe Weisheit aus der klösterlichen Meditation zu: “Alles, was ist, darf sein – und nur was sein darf, kann sich wandeln. Ich darf nun traurig, schwach, ängstlich, wütend, … sein.”
  • Lernen Sie Ihr “Inneres Team” kennen. Lernen Sie, wie all die inneren Stimmen, die es Ihnen so schwer machen, Ihre Schwäche anzunehmen kennen ( Ihren Kritiker, Schwäche-Ablehner, Angsthaber, Sich-Schämenden, … ) Ihre Verbündeten sind und wie Sie jedes Team-Mitglied ehrlich wertschätzen und helfen können.

Diese Innere-Team-Arbeit ist eines der hilfreichsten und befreiendsten Werkzeuge, die ich kenne, um aus alten Handlungsmustern und schmerzvollen Gedankenspiralen auszusteigen. Gerne helfe ich Ihnen dabei.

Für eine bestimmte Situation, wo Sie gerne anders denken und handeln möchten, braucht es in der Regel zwei Coaching-Gespräche.
Mehr Infos über die Kosten eines Coachings finden Sie hier.

 

Von Herzen wünsche ich Ihnen in den nächsten Wochen das Glück sich Ihrer Schwäche nicht zu schämen, sondern Sie da sein zu lassen und zu entdecken, wie Gott in ihr und durch sie wirkt.

 

Möchten Sie erleben, dass Schwäche ein Raum ist, in dem Gott aktiv wird? 

Dann lade ich Sie herzlich ein zum Seminar

“Das Geheimnis der Schwäche – in Zeiten, die uns nicht gefallen”

Zeit: 02. – 05. November 2018
Ort: CH – Oberägeri am Ägerisee, Zentrum Ländli

Es ist noch 1 Platz frei. Mehr Infos finden Sie hier

 

Andrea Kreuzer

P:S:
Hier noch eine Kurz-Info über Schwindel, Herzrasen und Angst.
Neben psychischen Ursachen können auch körperliche Ursachen wie die Blockierung des obersten Halswirbels, eine Störung der Gleichgewichtsorgane im Innenohr, Kreislaufprobleme, Unterzucker oder neurologische Probleme diese Symptome hervorrufen.
Egal, woher der Schwindel kommt – ein Symptom ist immer ein Wegweiser, ein Verbündeter.