Über die Schwierigkeit des Loslassens und was mir hilft

 

Fast ein Jahr lang lehnte auf meinem Schreibtisch eine Karte mit der Aufschrift:

Gott nimmt uns unsere Sorgen genau in dem Maß ab, wie wir sie ihm abgeben.

Heute habe ich diesen Ausspruch von dem Theologen Paul Toaspern weiterverschenkt. Ich hoffe, dass ich mich in diesem Jahr auch so erinnere: “Ich darf glücklich sein! Ich bin es wert, glücklich zu sein!”

Genau deshalb will mir Gott meine Sorgen abnehmen. Genau deshalb sagt er: Kommt zu mir, wenn du mühselig und beladen bist. Ich will dich erquicken. (Matthäus 11,28)

Warum ist das “mir meine Sorgen abnehmen lassen” manchmal gar nicht so leicht?

Bei mir sind es verschiedene Gründe:

♦  Zum einen sind es traumatische Erfahrungen, in denen ich anderen Menschen oder einer Situation hilflos ausgeliefert war, beschämt wurde, mich nicht wehren konnte, verlassen wurde.
Solche Erfahrungen graben sich tief in uns ein. Und die inneren Kinder-, Jugendlichen- oder Erwachsenen-Anteile in uns, die das erlebt haben sind verständlicherweise voller Furcht. Das ist nur natürlich. Das ist ihr Job: Warnen, Aufpassen, …

Die ganz natürliche Reaktion auf Ohnmachts-Erfahrungen ist: Wir wollen Kontrolle haben. So etwas darf nicht wieder passieren!
Also sorgen wir uns, aktivieren in uns einen Gefahren-Witterer, einen Aufpasser, einen Kontrolleur, …

Jeder von uns ist hier auf ganz eigene Art erfinderisch, wie er versucht, sich in Zukunft zu schützen. Das Dumme ist nur, das unser Gehirn und damit unsere Reaktionen in einer Vergangenheits-Situation hängen bleiben. Wenn unser Gehirn und unser Körper nicht begreifen, dass die Situation vorbei ist, werden wir unsere Gegenwart und Zukunft immer durch die Brille der erfahrenen Verletzungen betrachten.

Wir sind dann verunsichert, wenn Gedanken kommen, wie: “Ich kann mich nicht wehren. Ich bin schuld. Ich bin nichts. Ich bin nichts wert, …”
Oder wir sind mutlos, wenn wir uns gelähmt, ängstlich, erstarrt, ohnmächtig, kraftlos, … fühlen.
Und weil wir nicht wissen, dass das sein darf und wie wir mit diesen Erinnerungen und der dadurch entstandenen “Brille unserer Verletzungen” umgehen können, wiederholen wir diese alten Erfahrungen und vertiefen sie in uns. So entstehen z.B. Minderwert und andere Überzeugungen.

 

♦  Zwei Überzeugungen, die in meiner Kindheit und Jugend entstanden sind und die es mir heute schwer machen, mir meine Sorgen von Gott abnehmen zu lassen, ist: Ich muss stark sein.
Oder wenn etwas nicht klappt: Ich bin schuld.

Als Kind können wir Botschaften nicht reflektieren. Wir übernehmen Glaubensüberzeugungen und Verhaltensmuster unserer Eltern. Sowohl die, die sie gegenüber sich selbst haben, als auch die Ansprüche und Wünsche, die sie an uns herantragen. Das können Sätze sein, wie: Das ist nicht schlimm. Da musst du durch. Hab dich nicht so. Du bist doch schon groß. Das musst du aushalten. Kind, wie konnte das passieren? Was hast du falsch gemacht?


Um inneren Selbstwert zu spüren und um auf mich stolz zu sein, entwickelte ich die Überzeugung: Ich muss stark sein.
Solche Sätze übertragen wir dann auch auf unsere Beziehung zu Gott. Noch heute schäme ich mich erstmal und fühle mich schlecht, wenn ich mutlos bin, verzagt, Gott gerade nicht vertrauen kann. Auch, wenn es mir heute viel leichter fällt, um Hilfe oder um Gebet zu bitten als vor 20 Jahren, der alte Reflex der Scham ist immer noch da.

Dieses “Stark sein müssen/wollen” führte bei mir dazu, dass ich dann auf mich stolz und mit mir zufrieden war, wenn ich für oder gegen etwas kämpfte. Dass ich wertvoll bin, auch wenn ich nicht kämpfe, keine (Glaubens-)Leistung bringe, das kannte ich schlichtweg nicht. Es hat viele, viele Jahre und viele Zeiten der Schwäche gebraucht, bis ich lernte und begriff:

1.   Ich muss Wachstum, Entscheidungen, Veränderungen, … in mir nicht erzwingen.
2.   Ich darf sein, einfach nur sein und dabei glücklich sein. Ja, ich bin es wert, glücklich zu sein.

 

 

♦  In mir gibt es noch einen Grund, warum es mir nicht leicht fällt, mir meine Sorgen abnehmen zu lassen. In meinem inneren Team gibt es eine Mißtrauische gegenüber Gott. Sobald meine Gefahren-Witterin eine Gefahr sieht, eilt die Misstrauische ihr zur Seite und sagt: Wer weiß, ob Gott etwas Schlimmes zulässt. Damals hast du IHM auch vertraut und ER hat zugelassen …

Diese “Misstrauische” in mir ist durch traumatischen Erfahrungen entstanden. Sie braucht viel Verständnis, Annahme, Wertschätzung und Beruhigung. Was ihr gut tut, ist, wenn die Wahrheitsspenderin sagt: Jesus weiß, wie es ist verlassen zu werden. Er hat es selber durchlebt. Er versteht dich, deine Angst, dein Misstrauen. Doch vor allem braucht sie die “Vertrauende in mir” an ihrer Seite, die sagt: “Gott verlässt dich nicht! Du darfst vertrauen. Du darfst das Kindsein-Dürfen nachholen. Wie ein Kind darfst du vertrauen”. 

 

Das sind meine Gründe, warum es mir manchmal so schwer fällt, meine Sorgen wirklich an Gott abzugeben.

Was sind Ihre Gründe, die es Ihnen schwer machen, Ihre Sorgen an Gott abzugeben? Und was hilft Ihnen, dann doch Ihre Sorgen loszulassen und zu vertrauen?

 

Hat Sie meine kleine Einführung in die Traumapädagogik & Traumaseelsorge neugierig gemacht? Hat es in Ihnen Sehnsucht geweckt, nicht mehr zu erschrecken oder es zu verurteilen, wenn in Ihnen eine Ängstliche, eine Gott-AnklägerIn oder eine Sich-VerurteilerIn aktiv ist?
Was würde Ihnen nun weiterhelfen? Was würden Sie gerne lernen?
Wie kann ich Ihnen dabei helfen?

 

Wenn Sie gerne noch mehr Wissen erwerben möchten,

  • was bei einer Traumatisierung  passiert
  • wie es kommt es, dass Menschen ihr Gespür für ihren Wert oder das, was sie gerne leben möchten immer wieder entgleitet
  • wie sich Selbstwert entwickelt, so dass Sie zeigen und sagen können, wer Sie sind und mutig ausprobieren, wonach Sie sich sehnen.
  • wie Menschen tiefe Sicherheit über Ihre Berufung finden können

lade ich Sie herzlich ein zum Seminar

Vom Geschenk DU selbst zu sein – Berufungsfindung & Selbstwertentwicklung

vom 14.02. – 17.02.19      
in Würzburg, Exerzitienhaus Himmelspforten
                                     

Den Flyer finden Sie hier

 

Nun wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie Ihre Sorgen an Gott abgeben und IHM vertrauen können.

Vielleicht mag der Ermutiger in Ihnen dem ängstlichen Team-Mitglied folgendes vorsingen oder sagen:

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt,
der Wolken, Luft und Winde, gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann.

IHN, IHN, lass tun und walten, Er ist ein treuer Fürst;
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst;
wenn ER, wie`s IHM gebühret, mit wunderbarem Rat, das Werk hinausgeführet,
das dich bekümmert hat.

Paul Gerhard, Anno 1653

Andrea Kreuzer