Eines der bekanntesten Worte der Weihnachtsgeschichte sind die Worte des Engels zu den Hirten. “Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren …”
Was wünschst du dir von Gott zu Weihnachten? Ich wünsche mir, dass Gott mein Herz berührt. Dass er es mit Freude und Frieden füllt. Und mit Staunen, dass nichts und niemand ihn aufhalten kann, wenn sein Zeitpunkt für etwas gekommen ist. Ich wünsche mir etwas von dem Vertrauen von Maria und Josef. Obwohl die Geburt kurz bevor steht, machen Sie sich auf den Weg nach Bethlehem. Dann finden Sie keine Herberge, nur einen Stall. Und kaum ist das Kind da, müssen sie schon wieder weiter und fliehen. Ich hätte ständig gejammert und Angst gehabt. Warum sorgt Gott nicht besser für mich? Warum kann ich das Kind nicht zuhause bei Mutter oder wo zumindest eine Hebamme zur Hand ist, bekommen? Warum lässt er all diese schlimmen Umstände zu?
Wie kommt es, dass Maria und Josef so anders sind als ich? Was machen Sie anders?
Bei mir müssen nur ein paar Dinge schief gehen und schon ist meine Freude weg. Es braucht nur ein paar Missverständnisse, Konflikte oder Herausforderungen und schon ist mein Friede weg. Ich brauche nur Angst, Ärger, Wut oder alte Verletzungen spüren und schon sind sie weg, der Friede und die Freude. Kann ich diese Freude, diesen Frieden, dieses Vertrauen nicht dauerhaft besitzen? Herr, kannst du das nicht machen? Kannst du das heil machen?
Und dann lese ich etwas, was mich tief ins Nachdenken bringt. Ich lese etwas über Sehnsucht und Erwartung. Ich lese, dass es ein Erwarten gibt, dass unfrei machen kann, anstatt, dass es es zur Lebendigkeit befreit. Ich lese, dass es zweierlei Erwarten gibt. Ich kann erwartend sein oder ich kann Erwartungen haben.
Wenn ich Erwartungen habe, übertrage ich meine Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse auf einen anderen – und er oder sie möge dem bitte entsprechen. Wenn ich Erwartungen habe, trage ich ein Bild in mir, wie der andere oder das Leben zu sein hat – und wehe, wenn nicht. Kann es sein, dass es diese Erwartungen sind, die mich von Maria und Josef unterscheiden? Kann es sein, dass sie der Grund sind, warum mir der Friede und die Freude so schnell schwinden, obwohl ich einen Heiland habe? Meine genauen Vorstellungen von Gott, von mir, von anderen, von meiner Umgebung, von meinem Leben als Christ?
Nachdenklich blicke ich auf die Worte:
Wer Erwartungen an Gott und das Leben hat, dem werden sie durchkreuzt werden, der wird Gott nicht treffen. Gott lässt sich nicht zwingen, nicht in Erwartungen hineinpressen…
Wer dagegen Gott, das Leben, erwartet, der ist einfach da, der ist präsent, der ist wach für das, was geschehen soll. Er hat keine Bilder, keine Vorstellungen, der ist offen für alles Mögliche – aber er ist da.
Ich erwarte dich – und eben nicht: Ich erwarte von dir!
(Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr Leben, 22. Dezember)
Noch immer spüre ich meine Sehnsucht nach Freude und Frieden und Staunen zu Weihnachten. Noch immer spüre ich meine Sehnsucht, wo ich Gott als Heiland in Beziehungen zu Menschen erleben möchte. Noch immer spüre ich meine Sehnsucht nach einem Vertrauen, das unabhängiger ist von Umständen. Doch jetzt merke ich: Ich lasse es lieber los, dass Gott diese Sehnsüchte erfüllt. Ich glaube, ich erwarte lieber IHN – und nicht was ich mir von ihm wünsche. Ich glaube, ich bin lieber einfach nur offen für IHN und was ER, wie immer die Umstände sind, wirken möchte.
Dass die Begegnungen mit Gott täglich dein Herz füllen,
dass deine Wünsche, Bedürfnisse und Träume dich zur Lebendigkeit befreien
dass du dich mit deinen Gaben, Fähigkeiten & Grenzen umarmen kannst
dass du deine Erwartungen und alles was dich unfrei macht,
immer wieder loslassen kannst
–
das wünsche ich dir von Herzen zu Weihnachten
und für das Jahr 2023!
Ich bedanke mich für alle Verbundenheit, alles Vertrauen und Wertschätzen meiner Arbeit!
Andrea Kreuzer
P.S. Vom 20. – 28. Dezember befinde ich mich im Weihnachtsurlaub. Vom 1. – 5. Januar in Klausur.