Es geschah im letzten Sommer. Endlich war es soweit, mein einwöchiger Urlaub stand bevor. Alles war gepackt, bis auf die Bücher, die ich mitnehmen wollte. Zielstrebig griff ich nach dem Buch mit Meditationen, das ich gerade las. Sollte ich es mitnehmen? Ich schlug das nächste Kapitel auf, um zu sehen, ob es mich für meinen Urlaub ansprach. Ich las: Woche 3: Sich geliebt wissen. Nun, das klang doch gut.
Ich blätterte weiter, um zu sehen, welcher Text für dieses Thema angegeben war und las: Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Das sagt, … Ich kenne deine Werke und dein Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst, … Nun das klang auch gut.
Meine Augen huschten weiter über den Text. … und hast sie als Lügner befunden und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe wieder dich, das du deine erste Liebe verlassen hast. Autsch!
… Denke nun daran, aus welcher Höhe du gefallen bist, und tue Buße … Nochmal Autsch!
Im Null-Komma-Nichts fühlte ich mich ungenügend und hatte ein schlechtes Gewissen. Erste Liebe verlassen …
Plötzlich jagte in mir ein Gedanke den anderen: Brannte ich noch für Gott? Geht es letztendlich nicht immer um mich? Was habe ich Gott schon zu bieten? Mir ist völlig klar, dass ich IHN brauche und nicht ER mich? Und mir ist völlig klar, dass ich auf IHN sauer bin, sobald etwas nicht so läuft, wie ich es mir wünsche. Und Angst habe ich auch, sobald es mir längere Zeit gut geht. Dann bereite ich mich innerlich auf die nächste Herausforderung oder Katastrophe vor. Und …
Nein, nein, das will ich mir in meinem Urlaub nicht antun. Ich brauche irgendetwas anderes und nicht etwas, was mir noch mehr Druck macht. Ich habe schon genug eigene Erwartungen an mich, da brauche ich nicht noch Aufforderungen von Gott, die mich mit dem in Berührung bringen, was ich nicht kann. Entschlossen legte ich das Buch zurück auf den Tisch. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich innerlich lauschte. Jedenfalls wusste ich plötzlich trotz Abwehr und Angst: “Nimm das Buch mit.”
Da ich zu viele gute Dinge erlebe, wenn ich dieser inneren Stimme folge, beschloss ich das Buch mitzunehmen. Gleichzeitig spürte ich, wie mit dieser inneren Entscheidung, Stress und Anspannung in mir Einzug hielten. “Mist!” Ich hatte keine Lust mit der Angst zu leben, was da wohl auf mich zukommt. Also blätterte ich weiter.
Die Wochenmeditationen waren so aufgebaut, dass an jedem Tag ein anderer kurzer Ausschnitt aus dem Text betrachtet wurde. Ich blätterte vorwärts und scannte die Ausschnitte der Bibelverse. Sonntag, Montag, Dienstag, … Wow, die Überschriften klangen gut. Da Freitag … Freitag kam der Text: Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlassen hast. Okay, das heißt, ich musste mich erst kurz vor meiner Abreise mit diesem Thema befassen. Ich hatte fünf Tage, wo ich entspannen konnte. Etwas beruhigt steckte ich das Buch in meinen Korb.
Sechs Tage später war es soweit. So entschlossen, wie wenn ich zum Zahnarzt muss, weil es einfach keinen Sinn macht, mich zu drücken, so entschieden und gleichzeitig angespannt, öffnete ich an besagten Tag das Buch. Ich holte tief Luft und las:
FREITAG
Aber ich habe gegen dich, dass du
die erste Liebe verlassen hast.
Offenb. 2,4 (LUT)
Wann hatte ich “erste Liebe” im Glauben? Manche Prediger erklären sie als heiße Empfindung zu Beginn eines christlichen Lebens, als erste Begeisterung, als Leidenschaft des Anfangs
Stimmt. Genauso habe ich es auch immer gehört. Zurück zur ersten Liebe, zur ersten Begeisterung, zur ersten Hingabe!…
und diese Emotionen gelte es neu zu stimulieren, neu zu entfachen
Ha. Genau, wie ich es bisher hörte.
“Gelte” – hm, die Möglichkeitsform – das ist ja interessant. Wie es wohl weiter geht
Mit solch einer Botschaft kann man Menschen an der Leine halten und – auszehren. Wow. Jetzt wird es interessant.
Ich will solchen Deutungen nie mehr Raum geben.
Aha. Der traut sich was!
Sie sind nur geeignet, Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen und sie anzutreiben.
Genau! Genauso ging es mir! Was wohl jetzt kommt?
Die erste Liebe ist nicht eine alte, frühere Liebe, sondern dies: Er hat uns zuerst geliebt.
Nach 1. Johannes 4, 10 und 19 (Neues Leben): “Das ist die wahre Liebe. Nicht wir haben Gott geliebt, sondern ER hat uns zuerst geliebt.”
Dass ich mich darin aufhalte, zu dieser Liebe zurückkehre, mich darin festmachen lasse – darum geht es. Mein ganzes Leben lang.
(Hanspeter Wolfsberger; Was dem Leben dient; S. 42; SCM R. Brockhaus)
Als ich diese letzten Worte lese, fällt mir ein Stein von Herzen. “Ja, ja das macht Sinn. Nicht ich muss Gott mehr, tiefer, inniger, … lieben. Sondern ich darf und muss mich von IHM lieben lassen – immer und immer wieder. Alles weitere ist eine natürliche Reaktion auf seine Liebe. Mich in seiner Liebe festmachen, das darf ich mein ganzes Leben lang lernen.”
Und damit begann meine kopernikanische Wende. Seitdem höre ich immer wieder in den verrücktesten Situationen, vor allem wenn ich unter Stress bin, unzufrieden oder traurig, weil ich müde bin und einfach nichts zustande bringe, Gottes Flüstern: “Lass mich dich lieben”. Und dann frage ich mich: “Okay, wenn ich mich jetzt von Gott lieben lassen würde, wie würde das dann aussehen? Wie würde jetzt ein liebevoller Umgang mit mir und meiner Situation aussehen?”
Und dann finde ich Antworten wie: “Ich würde mich hinlegen.” “Ich würde einen Spaziergang machen.” “Ich würde das, was jetzt zu viel ist, lassen.” “Ich würde einen leckeren Latte Macciato trinken.” “Ich würde aufhören, Anforderungen an mich zu stellen und zufrieden sein, mit dem, was gerade ist …”
Das Leben ist so viel schöner geworden, seit letztem Sommer. Ich darf mich wirklich, wirklich lieben lassen. Und das ist nichts Theoretisches. Das ist etwas ganz Praktisches.
Ja, ich habe noch immer ein Team-Mitglied in mir, das sich seinen Wert durch Leistung verdienen möchte. Es will mir vor allem dann helfen, wenn ich gefrustet bin und mich nicht mehr liebenswert oder wertvoll fühle. Aber der Druck, den dieses Team-Mitglied mir macht ist mein Verbündeter. Und noch mehr, wie sich dann dieser Druck auswirkt. Mein Körper verspannt sich, ich atme nicht mehr tief durch, bekomme Rückenschmerzen. Doch vor allem werde ich angespannt und gestresst. Doch das Beste ist die tiefe Traurigkeit. Wenn ich tief, tief traurig werde, weiß ich, dass ich etwas von mir will, was mir nicht gut tut, was mich überfordert. Dann bin ich dabei aus meiner Berufung zu kippen. Ich halte nicht mehr Gottes Mass für mich ein. Irgendwo ist ein ZU VIEL oder ZU WENIG. Oder ich tue etwas, was gar nicht meine Berufung ist.
Wenn du möchtest, habe ich jetzt ein paar Fragen für dich. Sieh, welche Frage oder Fragen dich ansprechen.
Der Schatz, den Gott uns schenken möchte, liegt oft da, wo wir Fragen, Sehnsucht oder Ängste haben.
- Wann fühlst du dich von Gott geliebt?
- Was müsstest du heute tun oder dir gönnen, damit du seine Liebe spüren kannst?
- Wo und wie hast du täglich, wöchentlich, … Zeiten eingeplant, in denen du dich von Gott lieben lässt? Kannst du dir solche Zeiten zugestehen?
Vielleicht spürst du, dass es dir schwer fällt, dich von Gott lieben zu lassen. Das ist nicht schlimm. Im Gegenteil, es ist gut. Innere und äußere Blockaden sind oft dort, wo wir ein ungeheiltes Herz haben. Und Gott liebt nichts mehr, als unser Herz zu heilen. Vielleicht willst du dir hier Hilfe holen? Wäre hier bekannte oder bereits vertraute Unterstützung hilfreich? Oder könnte es sein, dass Gott dich einlädt einen neuen Heilungsweg kennen zu lernen?
Gerne bin ich für dich da mit
Traumaberatung
Berufungsfindung & Selbstwertentwicklung
Oder ich helfe dir in einem kostenlosen 20 minütigen Kennenlern-Gespräch reflektieren, was du brauchst.
Das nächste Seminar, das einlädt, sich von Gott lieben zu lassen und Hilfen aufzeigt, sich selbst in seiner Schwäche lieben zu lernen, ist das Seminar “Das Geheimnis der Schwäche”
Ich wünsche dir viel Freude dabei, dich von Gott in dieser Woche lieben zu lassen.
Andrea Kreuzer